#sagjazudir – Blogparade von Jana Ritzen
Ich werde oft gefragt, wie ich es geschafft habe, eine chronische Krankheit zu heilen, die eigentlich als unheilbar gilt. In meinem Buch habe ich meinen langen Weg vom Leiden zum Heilwerden ausführlich beschrieben und gebe hier einen kurzen Abriss, der auch anderen chronisch Kranken als Motivation dienen möchte, sich auf den ganz persönlichen Weg hin zu Wohlbefinden zu begeben.
Schon als Kleinkind habe ich an phasenweise sehr schlimmer Neurodermitis gelitten. Meine Haut juckte so sehr, dass ich nächtelang kaum geschlafen habe, da ich mit Kratzen und Eincremen beschäftigt war. Morgens wachte ich völlig erledigt in meinem blutbefleckten Bett auf und wenn ich meine zerkratzte Haut sah, wusste ich nicht, wie ich die Kraft aufbringen sollte, den Tag zu überstehen.
Waschen, eincremen und Kleidung zu finden, die die schlimmen Hautstellen geschickt verdeckte und die Haut nicht zusätzliche reizte, waren dann Herausforderungen.
Im Tagesverlauf suchte ich immer wieder Momente, um mich möglichst unauffällig einzucremen, denn die Haut spannte und brannte furchtbar. Insbesondere mein Gesicht war meist knallrot, gerade dort, wo alle hinsahen und ein Verstecken aussichtslos war.
Zur körperlichen kam die psychische Belastung hinzu
Beides zusammen machte mich kraftlos.
Somit suchte ich nach allen möglichen Therapien, die sich mir anboten, beginnend mit der Schulmedizin, Kur- und Krankenhausaufenthalten, hin zu alternativen und komplementären Verfahren: Kortison, Antihistaminika, Urea Pura, Bestrahlung (Phototherapie), Hyposensibilisierung, Darmsanierung mit Symbioselenkung und umfassender Ernährungsumstellung, Autogenes Training, Akupunktur, Hypnosetherapie, Kältekammer, Kuren in Davos und am Toten Meer.
Einiges brachte mir kurzzeitige Linderung, vor allem meine Aufenthalte am Toten Meer, das meiste jedoch war vertane Zeit und Geld. Und natürlich die Ernüchterung meiner Hoffnung auf Besserung.
Doch mein Leidensdruck war extrem und immer wieder motivierte ich mich, etwas Neues auszuprobieren. Ich setzte erneut meine ganze Hoffnung auf den Erfolg einer anderen Behandlungsform und war am Ende wieder enttäuscht und frustriert. Nach jedem Versuch und Misserfolg brauchte ich einige Zeit, um wieder all meine Kräfte zu sammeln und mich voller Hoffnung in ein neues Therapieabenteuer zu stürzen.
Wo bleibt die eigene Verantwortung
All diesen Behandlungskonzepten ist gemein, dass die eigene Beteiligung am Gesundungsprozess entweder gar keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt. Man gibt einen Großteil der Verantwortung an jemanden oder etwas anderes ab. Das eigene Mitwirken beschränkt sich größtenteils auf das Hoffen und Teilnehmen.
Aus dem Austausch mit vielen Betroffenen weiß ich, dass meine Erlebnisse typisch sind für Menschen mit Neurodermitis und anderen chronischen Hauterkrankungen. Immer wieder setzt man seine Hoffnung auf Besserung in einen neuen Behandlungsansatz und muss irgendwann enttäuscht feststellen, dass die Haut nicht besser wird. Alle Entbehrungen, Kosten und der persönliche Einsatz wieder einmal vergeblich waren. Erschwerend hinzu kommt die Meinung vieler „Fachleute“, dass diese Krankheit nicht heilbar sei und man eben irgendwie damit leben müsse.
Am Scheideweg
An diesem Punkt gibt es zwei Möglichkeiten: Man glaubt ihnen und bleibt auf diesem Weg oder man findet seine eigene Wahrheit und sucht den ganz persönlichen Weg zu Wohlbefinden.
Mir war schon früh bewusst, dass ich nicht mein ganzes Leben mit dieser schweren Belastung leben wollte, dass ich alles mir Mögliche tun würde, um heil zu werden.
Denn die Neurodermitis raubte mir Kraft, Energie und Lebensfreude.
So kam ich schließlich zu geistigen Techniken. Die wohltuende Wirkung von Autogenem Training und Hypnose kannte ich bereits und lernte nun, meine Gedanken durch Meditation bewusst zur Ruhe zu bringen und zumindest in dieser Zeit die Aufmerksamkeit auf etwas Positives zu lenken. Das brachte zunächst zwar keine Verbesserung der Hautsituation, aber ich fühlte mich insgesamt entspannter und kraftvoller.
Und je länger und regelmäßiger ich meditierte, desto mehr fand ich zu mir selbst.
So kam ich schließlich zu der Frage „möchte ich wirklich gesund sein und bin ich bereit, dafür alles zu tun, was in MEINER Macht steht?“.
Was zunächst wie eine einfach zu beantwortende Frage erscheint, beschäftigte mich monatelang. Mir ist bewusst geworden, dass eine Krankheit auch Vorteile bringt, den sogenannten verdeckten Krankheitsgewinn. Wenn man krank ist, erhält man (negative) Aufmerksamkeit, Verständnis oder Mitleid. Ich musste Zuhause nie abwaschen oder staubsaugen und wenn ich etwas nicht tun konnte, weil meine Haut so schlimm war, hatten alle sofort Verständnis dafür. Hätte ich dagegen einfach nur keine Lust dazu gehabt, wäre vieles sicher nicht so einfach akzeptiert worden.
Deshalb lade ich jeden ein, der sich angesprochen fühlt, einen selbstkritischen Blick auf seine Krankheitsgeschichte zu werfen und sich die Frage zu stellen, welchen Vorteil diese ihm bringt.
Aber auch das Umfeld kann sein Verhalten hinterfragen: Wo schützen wir den Betroffenen, „packen ihn in Watte“, nehmen wir zu viel Rücksicht und geben damit der Krankheit viel Macht? Und in welchen Bereichen schränken wir uns ein und verzichten auf Dinge und evtl. sogar Lebensqualität wegen der Erkrankung? Kontrolliert die Erkrankung vielleicht sogar ganze Bereiche unseres Lebens? Man spricht in diesem Zusammenhang ähnlich wie bei Alkoholkranken von Co-Abhängigkeit.
Sich mit diesen Dingen ernsthaft zu beschäftigen und auch (selbst-) kritischen Fragen aufrichtig nachzugehen, erfordert einen sehr bewussten und ehrlichen Umgang mit sich selbst und nicht jeder möchte so weit gehen.
Mein Leidensdruck war zu diesem Zeitpunkt so groß, dass ich alles getan hätte, um meine Haut zu heilen
Ich wusste, dass ich so wie bisher nicht mehr weiter machen konnte und wollte. Schließlich erkannte ich, dass die Neurodermitis meine Verbündete war, die mir wie ein Barometer anzeigte, dass etwas in meinem Leben nach Veränderung rief. Mit wurde bewusst, dass es nicht darum ging, die Krankheit zu bekämpfen sondern im Gegenteil als Geschenk zu betrachten, das mir aufzeigte, dass in meinem Leben etwas nicht gut lief.
Als ich schließlich bereit war, dies anzunehmen, wurde Heilung sichtbar. Ich verließ einen Job, der mir nicht gut tat, begann mich bewusst für Wohlsein zu öffnen statt die Krankheit besiegen zu wollen.
Inzwischen befinde ich mich seit zehn Jahren auf meinem Weg
Heute mit Anfang 50 fühle ich mich zum ersten Mal rundum Wohl in Meiner Haut.
Der Weg war nicht immer leicht und jetzt ist es mein Anliegen, meine Erkenntnisse mit anderen Menschen zu teilen und sie zu motivieren, ihren eigenen Weg zu finden. Mir hat es geholfen, meine Erfahrungen nieder zu schreiben und inzwischen habe ich sie als Buch veröffentlicht und es berührt mich immer wieder, wie viel positives Feedback und Dankbarkeit ich erhalte.
Als aktuelles Projekt designe ich jetzt hautfreundliche Kleidung, die ich mir immer gewünscht habe
Mein ganzes Leben habe ich Kleidung gesucht, die meine sensible Haut nicht zusätzlich reizte. Sie sollte am liebsten aus reiner (Bio-) Baumwolle mit ganz glatter Oberflächenstruktur sein. Die Nähte sollten keine mechanische Reibung erzeugen, sensible Hautstellen besonders geschützt werden und Blutflecken am liebsten unsichtbar bleiben. Und die nervigen Etiketten leicht entfernbar sein, ohne das Kleidungsstück zu beschädigen. Ich wünschte mir einfach Kleidung, in der ich mich rundum wohl fühlen konnte, selbst mit unschöner Haut und in der ich keine allergischen Reaktionen befürchten musste.
Da ich diese auf dem Markt nie gefunden hatte, begann ich 2015 mit der intensiven Arbeit an meinem Label Xaxiraxi – Kleidung für JEDE Haut. Im Sommer 2017 habe ich meine erste kleine Kollektion auf den Markt gebracht, die all meine Ansprüche an gesunde und hautfreundliche Kleidung erfüllt und außerdem feminin und farbenprächtig ist.
Eben richtige Gute-Laune-Sachen für JEDE Haut!
Heute bin ich ein neuer Mensch, bin so fröhlich und kraftvoll wie es meinem Naturell eigentlich immer entsprochen hatte. Doch mit aufgekratzter Haut und rotem Gesicht war ich oft nur froh, meine Ruhe zu haben. Obwohl ich eigentlich sehr gern Menschen um mich habe, zog ich mich dann zurück, wollte nicht, dass mich jemand so leiden sah. Ich wollte weder Mitleid noch blöde Blicke ernten, blieb dann lieber allein Zuhause sitzen als unter Leute zu gehen.
Rückblickend ist mir bewusst geworden, wie sehr die Neurodermitis mein Leben bestimmt hat und wie viel Kraft und Lebensfreude ich jetzt habe.
Ich bin froh und dankbar, meinen Weg gefunden zu haben und mich von Rückschläge nicht lange habe demotivieren lassen. Am Wichtigsten war jedoch, dass ich mich von der Aussage, diese Erkrankung sei unheilbar, nicht habe beirren lassen.
Ich möchte mit meinem Beispiel andere Menschen dazu inspirieren, ihre eigene Wahrheit zu entdecken und ihr bedingungslos zu folgen. Egal, wie abwegig und aussichtslos es zunächst erscheinen mag. Denn ich bin überzeugt, dass die innere Stimme uns dann zum Ziel führen wird, wenn wir ihr zuhören und Folge leisten.
Aus heutiger Sicht hat mein Leiden so etwas Gutes hervorgebracht und dadurch für mich einen Sinn bekommen. Das wünsche ich jedem für sein Leben! #sagjazudir und DEINER Wahrheit!
Dieser Beitrag ist Teil der Mutmacher-Blogparade #sagjazudir.